Ausstellung
vom 23.02.2024 bis 24.03.2024
Ort: Galerie im Alten Rathaus
Öffnungszeiten:: samstags und sonntags 15 - 18 Uhr
Vernissage: 23.02.2024 um 18.00 Uhr
Begrüßung durch Dr. Brigitte von Savigny, dk
und Thomas Pantel, Bürgermeisterstellvertreter
Einführungstext von Jürgen Giersch
„Die Fenster eines Lebens“ könnte jemand die Ausstellung nennen.Denn sie entsprechen den Stationen dieses Lebens. Dem Aufenthalt des Kindes während des Krieges bis 1945 im damaligen Schlesien ist das große Fenster zuzuordnen, an dem die Nähmaschine steht, hier im Bild Nr.9, Heimkehr des Soldaten. Zur gleichen Wohnung gehörte die Küche, in der das Kind neben der Zinkwanne liegt. Nr.17, Kind unter verdunkeltem Fenster. Ganz Deutschland war verordnet, ab Dämmerung die Fenster zu verdunkeln. Dies geschah durch ein Papp - Rolleau, das an einer Schnur herabgezogen wurde.
Die Flucht aus dem Osten endete in einem ehemaligen Kloster bei Hannover. Dort gab es Sprossenfenster, Objekt Nr.1, vor denen der Binnenhof lag, Bild Nr.12, Fenster über verschneitem Binnenhof, zur andern Seite lag der Hof mit dem Wassergraben, Bild Nr. 7. Bemerkenswert sind die „Innenfenster“, die zwei Räume verbanden, deren einer kein Licht von außen bekam, sondern nur durch einen andern Raum herein fallendes. So erhielt die große düstere Küche im Kloster ein spärliches Licht, das durch die Mägdekammer hindurch einsickerte. In dieser Kammer bestand die eine Wand aus in Sprossen gefassten Scheiben, die immer wie dunkle Spiegel aussahen, weil hinter ihnen die düstere Küche lag, Bild Nr.26, Schlafende im weißen Hemd. Das Bild der schlafenden „Magd“ entspricht dem der Schuhe bindenden Frau, Bild Nr.23. Auf dem Dachboden gab es ebenfalls ein Innenfenster, durch das eine Schlafkammer Licht erhielt von der Dachluke her, Bild Nr.19, Innenfenster auf dem Dachboden. Im Kloster war auch das Kinderzimmer mit dem Kinderbett, Bild Nr.11 und Nr.14. Der Kreuzgang enthielt eine im Geviert ununterbrochene Reihe von Nischen mit je einem großen Fenster, wie das Objekt Nr.24, Im Kreuzgang des Klosters, zeigt.
In diese Zeit fällt auch der Aufenthalt im Kinderheim an der Nordsee. Er diente zur Vorsorge gegen Tuberkulose, gegen die überall auch Plakate hingen zur Warnung. Die Bestrahlung mit der Höhensonne förderte die Abwehrkraft. Bild Nr. 10, Knabe im Kinderheim unter der Höhensonne. Die Kartoffelwaage diente zur Prüfung, wie viel der Knabe zugenommen hatte in fünf Wochen.
Anders sahen die Fenster aus in dem später bewohnten Eigenheim. In der Zeit des Wirtschaftswunders baute man mit zinsfreien Darlehen jeder sein Heim, mit hoher Selbstbeteiligung,- nach dem Programm der Regierung Adenauer. Als es endlich fertig war, machte sich ein Empfinden von Einsamkeit bemerkbar in den engen Zimmern, einige unterm Dach mit kleinen Mansardenfenstern. Denn vorher waren wir immer in großen Gebäuden. Darum wurden Fenster zum Hinausschauen noch wichtiger. Ein großes Teleskop, das der Bruder baute, drückt die Sehnsucht nach Weite und Ferne aus. Die Klappbetten entsprachen den kleinen Räumen. Bild Nr. 20, Nr. 27.
In der Kunstakademie in Karlsruhe waren je zwei Arbeitsplätze einem großen Fenster zugeordnet.Eine Karyatide stand als unerreichbares Vorbild außen neben dem Fenster. Die überlebensgroßen Modelle gemahnen an die Größe der Aufgabe, vor der die Malerin hinschwindet. Bild Nr.13, Modelle in der Malklasse.
Nur zwei Bilder vertreten die lang sich erstreckende folgende Zeit, Bild Nr. 16, Schöner Baum, - er wuchs beim städtischen Atelierhaus Freiburg und wurde leider gefällt. Nachts fällt dort ein Lichtschein aus dem Atelierhaus auf den Vorplatz am Waldrand. Objekt Nr.18.
Wie ein aufmerksamer Besucher bemerkte, hat sich durch das Objekt Nr.1, Sprossenfenster eine Spinne täuschen lassen, es für ein echtes Fenster haltend dort zwischen den Sprossen ihren Faden ausgespannt, um Beute zu fangen. Dies geschah unter einer Dachluke auf dem Speicher des Atelierhauses. Loreley, ebenfalls zum Umgarnen geneigt, schaut aus einer Luke, hinter der auch ein Binnenhof zu liegen scheint. Bild Nr.15.
Ein Lob verdient diese schöne Galerie, mit dem kostbaren Fußoden. Ihre vielen Fenster vertragen sich gut mit den gemalten, der Ausblick lohnt sich nach außen, wen man innen genug gesehen hat.